„Nun tun Sie mal nicht so, als ob Sie der Einzige wären, der Probleme beim Namen nennt!“ feuerte die (noch) Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) im Dialog mit den beiden Spitzenkandidaten Kai Wegner (CDU) und Bettina Jarasch (Bündnis90/Die Grünen) gegen den CDU-Kandidaten. Ein paar Tage vor der Wiederholungswahl gab es ordentlich Diskussionsstoff zwischen den Fronten. Geleitet wurde die Runde von den Tagesspiegel-Chefredakteuren Lorenz Maroldt und Christian Tretbar, der stellvertretenden Chefredakteurin Anke Myrrhe sowie Julius Betschka, Verantwortlicher Redakteur für Landespolitik.
Ganz oben auf der Themenagenda standen die immer wiederkehrenden Problemkinder Friedrichstraße und Verkehrspolitik, Jugendgewalt mit Blick auf die Silvesterkrawalle und die Bildungspolitik. Kaum eine Minute verging, in der nicht mit dem Finger auf die Opposition gezeigt wurde. Den Einstieg machte der Aufruhr um Kai Wegners Vornamen-Abfrage bei den Auseinandersetzungen an Silvester. „Ich glaube, dass wir Probleme tatsächlich beim Namen nennen müssen. Wenn wir die Leute passgenau ansprechen wollen, dann müssen wir die Hintergründe kennen“, so der CDU-Politiker. Empörung gab es für diese Aussage bei Franziska Giffey und Bettina Jarasch. Die beiden sind sich einig: mit dieser Methode wird die Gesellschaft nur gespalten.
Uneinigkeit herrschte bei den Koalitionspartnern jedoch beim Thema Friedrichstraße. Franziska Giffey möchte eine langfristige Lösung für das Problem und eine Sperrung der Straße sei es nicht. Es sei kontraproduktiv und führe zu vielen Ladenschließungen „Das ist nicht Weltstadt.“ Jarasch entgegnete, dass der Charme der Friedrichstraße spätestens im Frühjahr, wenn es blühe und die Schönheit der Straße zum Vorschein käme, klar würde, weshalb sie autofrei bleiben sollte.
Einigkeit zwischen SPD, CDU und den Grünen herrschte zur Bildungspolitik. Eine Kita-Gebührenfreiheit und Gratis-Schulessen stellte keiner der drei zur Disposition. Franziska Giffey rechtfertigte die Gießkannengaben damit, dass wohlhabende Eltern durch höhere Steuern auf anderem Weg ihren Beitrag leisteten.
In den Schlussplädoyers führten die KandidatInnen ihre Motivation nochmal kurz auf: Kai Wegner beschrieb die Wahl als „Entscheidung zwischen Weiter so und echtem Neustart“ der „schlecht regierten“ Stadt.
Bettina Jarasch erklärte, dass Berlin unter ihrer Regie mit mehr Grün, besserer Luft und mehr Wohnungen belohnt werden würde. Und: ein grünes Rathaus werde „nicht auf Schlagzeilen setzen“, sondern Prozesse anschieben und steuern.
Franziska Giffey will soziale Gerechtigkeit, ökologischen Fortschritt und starke Wirtschaft kombinieren. „Wir haben dafür alle Potentiale.“ Selbstbewusst sagte sie außerdem in die Runde: „Ich bin in Berlin – und ich bin gekommen, um zu bleiben.“