Trotz Pandemie und Online-Handel bleibt die Berliner City West für die Verbraucher ein attraktiver Einkaufsstandort. In einer bundesweiten Vergleichsstudie des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH) gaben knapp 35 Prozent der Befragten an, dass sich die Attraktivität von Ku’damm und Tauentzien in den vergangenen zwei Jahren verbessert hat. Die Umfrage wurde im Auftrag der IHK Berlin, der AG City und des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg (HBB) durchgeführt. Auf einer Pressekonferenz stellten Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Uwe Timm, Vorstandsmitglied der AG City e.V., Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin, und Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln, die Ergebnisse und ihre Einschätzungen vor.
Für die Studie wurden rund 1.000 Passanten in Berlin befragt. Zwei Drittel der Besucher kamen aus Berlin. Fast 40 Prozent von ihnen besuchen der Studie zufolge wöchentlich die Innenstadt, betreten zwei oder mehr Geschäfte und bleiben länger als zwei Stunden.
Sie besuchen zwei oder mehr Geschäfte und bleiben mehr als zwei Stunden. Die Mehrheit der Befragten kommt zum Einkaufen in die City West, vor allem mit Bus und Bahn. Mit dieser Zahl liegt Berlin an erster Stelle unter den Städten, die an der Studie teilgenommen haben. Allerdings geben die Besucher, die mit dem Auto einkaufen, im Durchschnitt mehr als 100 EUR aus. Insgesamt bewerteten die Befragten die City West mit der Note 2,5 (Bundesdurchschnitt 2,4). Beanstandet wurden vor allem die mangelnde Sauberkeit und fehlende Parkplätze. Darüber hinaus wünschen sich die Besucher mehr Außengastronomie, Kunst- und Kulturangebote und mehr Geschäfte für den täglichen Bedarf. Obwohl fast 70 % auch den Online-Handel nutzen, besuchen sie die City West noch häufig zum Einkaufen (Landesdurchschnitt 48,6 %).
Uwe Timm, Vorstandsmitglied AG City e.V.: „Über die im Bundesvergleich guten Bewertungen der City West freuen wir uns sehr. Nach Corona und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit hoher Inflation ist dies keine
Selbstverständlichkeit. Es zeigt sich: die Innenstadt ist attraktiv, wenn Shopping zum Erlebnis und die City West damit zum wichtigen Ort der Freizeitgestaltung wird. In den letzten fünf Jahren konnten wir diesen Wandel aktiv
durch konkrete Projekte mitgestalten. Dieses Engagement zahlt sich nun aus. Damit die bisherigen Maßnahmen weitergeführt und künftige möglich werden, muss die Politik Weichen stellen. Es bedarf dringend einer Novellierung der rechtlichen Grundlage (BIG) durch die verantwortlichen Senatsverwaltungen und das Abgeordnetenhaus.“
Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, freut sich ebenfalls über das Ergebnis, betont aber die Notwendigkeit der Parkmöglichkeiten: „Bei allen positiven Bewertungen zeigt sich auch, dass die Erreichbarkeit ein ganz wesentlicher Faktor für die Standortattraktivität bleibt. Insbesondere die kaufkräftigen KundInnen bevorzugen den eigenen PKW zum Einkaufen in der City West. Fast 50 Prozent dieser Gruppe geben pro Besuch über 100 Euro im stationären Handel aus. Bei RadfahrerInnen sind es nur sechs Prozent. Doch gerade für PKW sind die Bedingungen oft unzureichend. Um die Erreichbarkeit zu verbessern, braucht es ein strukturiertes Parkleitsystem. Wir setzen uns für ein Mobilitätskonzept ein, welches alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer fair berücksichtigt.“
Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin: „Innenstädte sind nicht tot. Das digitale Erlebnis kann das analoge Erlebnis nicht ersetzen. Umso wichtiger ist es deshalb aktiv für attraktive Zentren zu sorgen. Der Angebotsmix aus
Shopping, Gastronomie und Entertainment muss stimmen. Wir sehen zum Beispiel bei der Außengastronomie noch erheblichen Bedarf. Mehr Flexibilität bei der Genehmigungspraxis und neue Raumkonzepte für die Nutzung von
öffentlichem Straßenland würden der City West guttun. Ebenso wichtig ist es, Perspektiven für den Umgang mit Leerständen zu entwickeln. Hier sind sinnvolle Zwischennutzungen gefragt. Das ist nicht allein Aufgabe der Politik, alle Akteure vor Ort müssen sich ebenfalls engagieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass die städtischen Zentren Zukunft haben, vorausgesetzt, Erreichbarkeit, Angebotsmix und Erlebnisse sind gegeben. Die Berliner Landespolitik sei daher aufgefordert, jetzt zügig die Rahmenbedingungen für Berlins Zentren zu verbessern.