Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, hat auf dem Zukunftstag für kleine und mittlere Unternehmen des Unternehmensverbandes Der Mittelstand unternehmerische Impulse für die Verkehrswende erhalten. Der Vorsitzende des Verbandes BVMW e. V., Markus Jerger, begrüßte mehr als 4.000 Gäste, darunter führende deutsche und europäische Politiker und Vertreter des diplomatischen Corps, im Berliner Bahnhof. Neben Dr. Wissing nahmen auch Bundesfinanzminister Christian Lindner, die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze und der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil an der Veranstaltung teil. Auch der lettische Premierminister Arturs Krisjanis Karins und OSZE-Generalsekretärin Helga-Maria Schmid suchten den Dialog mit dem deutschen Mittelstand.

Wissing forderte eine sachorientierte Debatte über die Energie- und Mobilitätswende und dankte der Wirtschaft für ihr Engagement und ihre Anregungen in diesem Bereich. So regte Jochem Schöppler, Eigentümer und Entwickler des Green Areal Lausitz (GRAL), dem größten und ersten klimaneutralen Industriestandort in Brandenburg, an, die Produktion von wettbewerbsfähigen, klimafreundlichen Kraftstoffen und industriellen Lösungen auszubauen. Schöppler: „Grüner Wasserstoff und vor allem grünes Kerosin (SAF) sind zur Dekarbonisierung der Luftfahrt, insbesondere für Langstreckenfüge unverzichtbar. Klimaneutral erzeugter Wasserstoff und die Herstellung von grünem Kerosin haben das Potenzial, wichtige Elemente im Sektor Mobilität werden.“ Wie das in der Praxis funktioniert, zeigte Schöppler eindrucksvoll mit der Gründung der HY2gen AG auf dem ehemaligen Flughafen Cottbus-Drewitz in Jänschwalde, die allein 500 Millionen Euro in die nachhaltige Energieerzeugung investieren will. Die Experten waren sich einig, dass das Grüne Areal Lausitz ein hervorragendes Beispiel dafür ist, wie kleine und mittlere Unternehmen durch ihr Handeln einen Beitrag zu den Klimazielen 2030 leisten können.

Nach dem Bau der ersten Anlagen in Frankreich, Norwegen, Kanada und den USA strebt Hy2gen die Marktführerschaft bei der Produktion von grünen elektronischen Kraftstoffen für Mobilität, Landwirtschaft und Industrie an. Die Hy2gen AG entwickelt, finanziert, baut und betreibt weltweit Anlagen zur Herstellung von grünen wasserstoffbasierten E-Fuels. Mit diesen Produkten werden wettbewerbsfähige und klimafreundliche Kraftstoffe und Industrielösungen hergestellt.

Das 209 Hektar große Green Areal Lausitz verfügt laut Schöppler nicht nur über ein eigens entwickeltes klimaneutrales Energiekonzept, sondern auch über einen wettbewerbsrelevanten Bahnanschluss auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Cottbus-Drewitz. Das zuständige Büro in Peitz erhielt kürzlich von der Investitionsbank des Landes Brandenburg einen Zuschuss in Höhe von 2,94 Millionen Euro für erste Planungsleistungen. Das Land Brandenburg fördert die Planung und den Bau der neuen Bahnverbindung im Rahmen des Kohleregionen-Strukturstärkungsgesetzes mit rund 48 Millionen Euro. Diese optimalen Ansiedlungsbedingungen und das bestehende Baurecht haben auch Investoren überzeugt, die sich bereits angesiedelt haben. Schöppler: „Wir führen zahlreiche ernstzunehmende Gespräche mit in- und ausländischen Konzernen, die von unserem grünen Konzept überzeugt sind.“ Bis zu 2.500 Arbeitsplätze werden in den nächsten Jahren entstehen.

Volker Wissing versprach den kleinen und mittleren Unternehmen, sich im koalitionsinternen Streit mit den Grünen für sie einzusetzen, z.B. beim Straßenausbau. In diesem Fall forderte er einen schnellen Kompromiss. Der FDP-Minister will den Ausbau der Autobahnen beschleunigen, die Grünen nur den des Schienennetzes. Wissing glaubt, dass eine Lösung des Konflikts möglich ist, „indem man sich nicht mit ideologischen Vorstellungen selbst blockiert, sondern indem man sich mit den Fakten auseinandersetzt“. Zu diesen Tatsachen gehört die absehbare Zunahme des Güterverkehrs, der nicht allein auf der Schiene bewältigt werden kann.