Pankow wird grüner

Der Weg für die Entwicklung des Areals am Güterbahnhof Greifswalder Straße ist einen endscheidenen Schritt vorangekommen: Der aktuelle BVV Beschluss stellt eine neue Koalition der Vernunft dar und damit zeichnen sich neue Machtverhältnisse in der BVV Pankow ab. Die CDU Pankow hat den Antrag vom 14. Dezember mit initiiert und gezeichnet und sich damit neben der FDP geschlossen an die Seite der Grünen gestellt, die schon lange eine zügige Bebauung des Areals im Sinne der Erschließung als urbanes Gebiet fordern.

Ende gut, alles gut? Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat das Stadtentwicklungsamt aufgefordert, gemeinsam mit Investor Christian Gérôme das Areal am Güterbahnhof Greifswalder Straße zu entwickeln. Das Bezirksamt soll ein Nutzungskonzept für die geplante Wohn- und Gewerbebebauung entwickeln, um den Neubau der Oberschule doch noch verwirklichen zu können. Dabei soll die Versiegelung von Flächen möglichst gering gehalten, die Schule aber trotzdem mit ausreichend Frei- und Sportflächen versorgt werden. In enger Abstimmung mit dem Bezirk soll ein grünes Quartier am gut erschloßenen Verkehrsknotenpunkt Greifswalder Straße entstehen.

Die Auseinandersetzung zwischen Bezirk und Eigentümer war in den vorangegangen drei Steuerungsrunde seit Ablauf der Veränderungssperre nicht gelöst worden. SPD und Linke hatten den zum Bau der Oberschule benötigten Grundstückstausch zwischen Bezirk und Eigentümer blockiert, Grüne, CDU und FDP machten Druck.

Damit zeichnet sich zwar keine einvernehmliche Lösung im jahrelangen Ringen um die Nutzung des Areals ab, aber die BVV hat- nach der ebenfalls von Grünen, CDU und FDP getragenen Ablehnung der Verlängerung der Veränderungssperre im Mai 2022- mit der neuen Mehrheit ein klares Signal an das Bezirksamt und dessen SPD Stadträtin gesetzt und den Arbeitsauftrag an diese formuliert.

Gérôme hatte das frühere Bahngelände im Jahr 2011 erworben und plant dort seit Jahren die dort zulässige Mischbebauung. Hierzu hatten er und das Bezirksamt einen Flächentausch angestrebt, denn nur dieser würde- zusätzlich zu den Bebauungsplänen von Gérôme- eine dringend benötigte Oberschule für den Bezirk ermöglichen. Gegen das Vorhaben gab es seit Jahren massiven hinhaltenden Widerstand einiger Pankower Lokalpolitiker von SPD und Linke, die sich gegen den Verlust der zwei Parkplätze als Tauschflächen einsetzen.

Grünes Wegenetz

Die BVV spricht sich nun klar mehrheitlich „für einen Oberschulstandort, eine begrünte Durchwegung unter Beachtung des Biotopverbunds und die Errichtung von Wohn- und Gewerbeflächen auf dieser Fläche“ aus. Das schließt implizit den Bau von Hochhäusern mit ein, die sich an den bereits bestehenden Hochpunkten am Thälmannpark orientieren sollen. Vom Investor liegt dem Bezirk der Entwurf des renommierten Architekturbüros TCHOBAN VOSS für mehrere Green Living Hochhäuser vor.

Das Areal an der Lili-Henoch Straße biete „genug Platz für alle Bedarfe- Schule, Wohnen und Biotopverbund- wenn wir in die Höhe bauen“, hieß es von der Fraktionsvorsitzenden Bündniss90/ Die Grünen, Almuth Tharan. Es werde dort insgesamt maximal drei Hochhäuser geben, das Gelände sei ausgesprochen gut an die öffentliche Verkehrsstruktur angebunden und optimal geeignet für die Quartiers- Entwicklung „Wohnen, Arbeiten, Schule und Erholung, alles an einem Ort.“

SPD und Linkspartei wurden von der Entwicklung offenbar überrascht und reagierten verschnupft. „Ich bin verwundert, dass da plötzlich so eine Eile reinkommt“, kritisierte SPD-Fraktionschef Roland Schröder. Angesicht verzweifelter Eltern, die ihre Kinder mit langen Fahrwegen Außerbezirklich zur Schule schicken müssen, ist Eile sehr wohl geboten, konterte die CDU-Fraktionsvorsitzende Bittner. Es gehe nicht darum, ob man den Investor sympathisch finde: „Dieser Standort braucht eine Schule, so schnell wie möglich. Und zwar mit allem Drum und Dran, und keinen abgespeckten Standort.“ Von einer „Richtungsentscheidung für das Bezirksamt“ sprach daher die CDU-Fraktionsvorsitzende.

Schulneubau in Sicht

Noch sei zwar unklar, woher das Geld für die neue Schule kommen solle, räumte der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Enge ein. Deshalb seine Präferenz: der Investor solle die Schule auf seine Kosten bauen. Dann sei man nicht auf die Schulbauoffensive des Landes angewiesen. Genau dies habe Gérôme bereits angeboten, freute sich der Liberale.

Als schlechter Verlierer im Pankower BVV-Poker steht die Linke da. Von „einem knallharten Immobiliengeschäft, das schnell eingetütet werden soll“, sprach angesichts der BVV-Mehrheit zur Unterstützung des Wohnungsbauvorhabens der Linkspolitiker Frederik Bordfeld. Dessen Verweigerungshaltung aus durchschaubarem wahltaktischem Kalkül und der Vertretung von Partikularinteressen einiger weniger alteingesessener Anwohner findet bei Pankower Wohnungssuchenden, Schülern und Eltern kein Verständnis. Die wollen endlich Wohnungen und eine moderne Oberschule. Es scheint so, als habe die Vernunft in Pankow gesiegt. (evo)

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